Blog / Category · RESTRIKTIONEN BEI DER TOURENPLANUNG
WARUM EINE OPTIMALE TOUR AUF EINER LANDKARTE NICHT IMMER „GUT“ AUSSIEHT
1. September 2017
Kevin Prohn
ZEITFENSTER
Es ist in der Praxis nicht immer möglich, Kunden zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu besuchen. Hier kommen Zeitfenster ins Spiel. Sie beschreiben einen Zeitraum, in dem ein Kunde erreicht werden kann. Kennt man eine besonders kurze Rundtour ohne Zeitfenster, z.B. bezüglich der Gesamtfahrzeit, so kann diese komplett den Zeitfenstern widersprechen. Im schlimmsten Fall ist jeder zweite Kunde auf der Rundtour nur nachmittags erreichbar und die restlichen nur vormittags. Jetzt wäre die geplante Tour sogar ungültig. Denn um sie einzuhalten, müsste der Fahrer vor dem ersten Kunden, der nur nachmittags besucht werden kann, warten. Danach wäre aber das Zeitfenster des nächsten Kunden bereits abgelaufen. Er kann also nicht mehr besucht werden. Abbildung 1 zeigt dieses Phänomen und wie eine optimale Tour mit Zeitfenstern aussehen würde.
BESUCHSABHÄNGIGKEITEN
In manchen Fällen ist es notwendig einen Ort A vor dem Ort B zu besuchen. Dies ist z.B. für einen Kurierdienst der Fall. Ein Paket muss zunächst an einem Ort abgeholt werden, bevor es woanders ausgeliefert werden kann. Gleiches gilt für den Transport von Personen. Man spricht hierbei auch von Pickup and Delivery Problemen oder im konkreten Fall des Personentransportes von Dial-A-Ride Problemen. Wenn man nun wieder das Beispiel aus Abbildung 1 betrachtet, aber andere Restriktionen hinzufügt, ergibt sich eine ähnliche Situation. Gehören die ersten Orte zu Auslieferungen, wäre die Tour wieder ungültig. Dieses Problem könnte einfach behoben werden, indem die Tour andersherum gefahren wird. Schwieriger ist der Fall, in dem eine Mischung aus Abholung und Auslieferungen vorliegt. Abbildung 2 zeigt ein solches Beispiel.
WEITERE RESTRIKTIONEN
Die oben genannten Restriktionen sind gute Beispiele dafür, warum optimale Touren auf einer Landkarte nicht zwangsläufig „gut“ aussehen. Es gibt jedoch auch noch andere Restriktionen, die einen ähnlichen Effekt haben. Beispiele wären tageszeitabhängige Fahrtzeiten oder eine Beschränkung der Fahrtzeit zwischen zwei Orten. Die oben genannten Restriktionen können auch verschiedene Ausprägungen annehmen, z.B. mehrere Zeitfenster, Zeitfenster die gegen Zahlung einer Strafe verletzt werden dürfen, Besuchsreihenfolgen für mehr als zwei Orte, usw.
FAZIT: BEI DER TOURENPLANUNG MIT RESTRIKTIONEN IST DER EINSATZ VON ALGORITHMEN SINNVOLL
Das Ziel dieses Beitrags war es, dafür zu sensibilisieren, warum eine gute Tour nicht unbedingt gut auf einer Landkarte aussehen muss. Anhand der gezeigten Beispiele kann man gut erkennen, wie es dazu kommt. In beiden Fällen sind neue Informationen hinzugekommen, die zu berücksichtigen waren. Diese Informationen liefert eine Landkarte nicht. Sie ist im Wesentlichen darauf beschränkt, Informationen über Distanzen zu liefern. Mit jeder weiteren Nebenbedingung fügt man dem Problem jedoch eine weitere Dimension hinzu und auch wenn man versucht, diese in eine Landkarte zu integrieren und sie mit Informationen anzureichern, stößt man früher oder später an die Grenzen des Visualisierbaren. Für Probleme mit vielen Nebenbedingungen wird es also nie möglich sein, anhand ihrer Darstellung auf einer Landkarte zu entscheiden, ob eine Tour gut oder schlecht ist. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch auch, dass von Hand angefertigte Tourenpläne häufig problematisch sind, wenn es viele Nebenbedingungen gibt. In diesem Fall sind dann Algorithmen wie beispielsweise der PowerOpt notwendig. Denn sie sind, anders als das menschliche Auge, in der Lage, mehr als drei Dimensionen zu verarbeiten.